Samstag, 6. Mai 2017

Evangelium nach Maria Magdalena

'Maria Magdalena' - BELLA DONNA digital art

„... Wird auch die Materie gerettet oder nicht?"
Der Retter sagte: " Alle Natur, jede Gestalt und jede Kreatur besteht in- und miteinander und wird wieder zu ihren eigenen Wurzeln hin aufgelöst. Denn die Natur der Materie kann sich nur zu ihren eigenen Wurzeln hin auflösen. Wer Ohren hat zu hören, der höre!"
Da sprach Petrus:" Du hast uns alles erkennen lassen, sag uns nun auch noch dies: Worin besteht die Sünde der Welt?"
Der Retter sprach: „ In Wahrheit gibt es keine Sünde, sondern ihr macht Sünde durch euer Tun. Sie kommt (zum Beispiel) aus der Natur der zerbrochenen Ehe. Das nennt einer Sünde. Deswegen aber kam das Gute in die Mitte, hin zum Wesen jeder Natur, um sie so wieder in ihre Wurzel einzufügen."
Und er sprach weiter:
„Deswegen entsteht auch ihr, und deswegen sterbt auch ihr ... Wer es fassen kann, der soll es fassen!
Es gibt ein Leid, das nicht verglichen werden kann. Es ist aus einem gegenüber der Natur hervor gegangen. Daher entsteht eine Verwirrung überall am Leibe. Und deswegen habe ich Euch gesagt: Habt Mut! Auch wo ihr Mut nicht habt, habt dennoch Mut! Denn ihr seht doch, die Gestalten der Natur , sie sind verschieden.
Wer Ohren hat zu hören, der höre!"
Als der Selige das gesagt hatte gab er allen den Gruß (Kuss) und sprach:
„Frieden mit euch! Mühet euch um meinen Frieden. Hütet euch, dass niemand euch abirren lasse mit den Worten: Seht hier, Seht da! Denn der Sohn des Menschen ist inwendig in euch. Ihm sollt ihr nachgehen! Wer ihn sucht, wird ihn finden. Geht also und predigt das Evangelium der Herrschaft (Gottes)!
Ich habe euch kein anderes Gebot gegeben, nur das, worin ich euch unterwiesen habe. Und ich habe euch kein Gesetz gegeben, wie Gesetzesstifter tun. Ihr sollt nicht durch das Gesetz ergriffen werden."
Als er so sprach, wurde er unsichtbar.
Sie aber waren traurig, weinten und sprachen: „Haben wir jetzt zu den Völkern hinaus zu gehen, um das Evangelium vom Menschensohn zu predigen?"
Da erhob sich Maria, gab allen den Gruß (Kuss) und sprach zu den Brüdern: „Weint nicht, trauert nicht und zweifelt nicht, denn seine Huld wird mit euch sein und euch hüten. Lasst uns seine Größe rühmen, denn er hat uns hergerichtet und aus uns Menschen gemacht."
Indem dies Maria sagte, wendete sie den Sinn derer, die ihr zuhörten, zum Guten, und sie begannen über die Worte des Retters miteinander zu reden.
Petrus sprach zu Maria:
„Schwester, wir alle wissen, dass der Retter dich lieber hatte als die anderen Frauen. Sage du uns Worte des Retters, derer du dich erinnerst und die du kennst, wir aber nicht, weil wir sie auch nicht gehört haben."

Da fing sie an, ihnen diese Worte zu sagen:
„Ich" sprach sie „ich sah den Herrn im Traum und sprach zu ihm: Herr ich sah dich heute in einem Traum! Er gab Antwort und sprach zu mir: Segen über dich, da du nicht strauchelst bei meinem Anblick. Denn wie euer Herz ist, wird auch eure Kraft zu sehen sein.
Ich sprach zu ihm: Herr, sieht ein Mensch im Traum, den er sieht, durch die Seele oder durch den Geist?
Der Retter gab Antwort und sprach: Er sieht weder durch die Seele noch durch den Geist, sondern durch die Mitte und von beidem sieht der Traum durch den Sinn.
(...)
Und das Verlangen sprach: Ich sah nicht, wie du herankamst. Jetzt aber sehe ich, wie du hinaufsteigst. Warum lügst du also?
Die Seele antwortete und sprach: Ich habe dich durchaus gesehen, aber du hast mich nicht gesehen, du hast mich nicht erkannt. Obwohl du ein `Kleid' war's, hast du mich nicht erkannt.
Als sie dies gesagt hatte, jubelten sie in Freude und gingen davon. Darauf kam sie zur dritten Gewalt. Man nennt sie Unwissenheit. Diese wollte die Seele ausprüfen: Wohin gehst du? Du bist in der Tat gefangen, in der Sünde ergriffen. Richte also nicht!
Aber die Seele sprach: Worum richtest du mich, wo ich dich nicht richten soll? Zwar bin ich ergriffen worden, aber ich selbst habe nicht zugegriffen. Ich bin nicht erkannt worden, aber ich habe erkannt, dass nämlich das ganze Universum frei wird, himmlisches wie irdisches.
Nachdem die Seele die dritte Gewalt hinter sich gelassen hatte, stieg sie hinauf vor die vierte Gewalt. Die war siebengestaltig. Die erste Gestalt ist die Finsternis, die zweite das Verlangen, die dritte die Unwissenheit, die vierte die Bringerin des Todes, die fünfte der Bereich des Fleisches, die sechste das dumme Verlangen des Fleisches, die siebente das Wissen des ...
Das sind die sieben Genossen des Zornes. Diese fragen die Seele: Woher kommst du, du hast Menschen getötet? Und wohin gehst du, du überwindest Raum?
Die Seele antwortete und sprach: Getötet ist worden, was mich festhielt, was mich umwendete, ist umgewendet. Mein Verlangen ist zu Ende. Meine Unwissenheit ist gestorben. In der Welt wurde ich gerettet aus der Welt durch eine hohe Gestalt. Ich wurde gerettet aus der Fessel, nicht zu erkennen. Dies besteht nur auf Zeit. Von jetzt an werde ich Ruhe erlangen. Dies ist der richtige Zeitpunkt. Ich werde Ruhe erlangen im Schweigen."
Als Maria das gesagt hatte, schwieg sie. Dies war, was der Retter zu ihr geredet hatte.

Andreas aber sprach dawider und sagte zu den Brüdern: „Sagt doch, wie denkt ihr über das, was sie gesagt hat? Ich glaube nicht, dass der Retter so geredet hat. Seine Lehren haben eine andere Bedeutung."
Da redete Petrus dawider und fragte seine Brüder über den Retter: „ Sollte er tatsächlich mit einer Frau allein gesprochen und uns ausgeschlossen haben? Sollten wir ihr etwa zunicken und alle auf sie hören? Hat er sie uns vorgezogen?"
Da weinte Maria und sprach zu Petrus: „Mein Bruder Petrus, was sagst du da! Meinst du, ich hätte dies alles selbst ersonnen in meinem Herzen und würde so über den Retter lügen?"
Da nahm Levi das Wort und sprach zu Petrus: „Mein Bruder Petrus, du bist von jeher aufbrausend. Und jetzt sehe ich, wie du dich gegen diese Frau groß machst, als hättest du einen Rechtsgegner. Wenn aber der Retter sie für Wert genug hielt- wer bist dann du, dass du sie verwürfest? Sicherlich kennt der Retter sie ganz genau. Und deshalb hat er sie auch mehr als uns geliebt.
Wir sollen uns also schämen und den endgültigen Menschen anziehen. Wir sollen werden, wie er uns angewiesen hat und das Evangelium predigen, ohne dass wir eine Weisung oder ein Gesetz geben, es sei denn das, indem uns der Retter unterwiesen hat."
Als Levi (sonst auch Matthäus) das gesagt hatte, rüsteten sie sich, auszurufen und zu predigen.   

Quelle: http://www.rene-finn.de/Referate/mariaevangelium.html
 


Evangelium nach Maria, P. Oxyrhynchus L 3525.

 
Das Evangelium der Maria gehört zu den Apokryphen des Neuen Testaments. Es handelt sich um eine gnostische Schrift, die auf etwa 160 n. Chr. datiert wird.
Bei der Maria, die dem Evangelium den Namen gegeben hat, handelt es sich möglicherweise um Maria Magdalena. Da im Text selbst jedoch nur allgemein von „Maria“ die Rede ist, bleibt diese Zuordnung unsicher.
Das Evangelium besteht im ersten Teil aus Dialogen zwischen dem auferstandenen Jesus und seinen Jüngern und Jüngerinnen. Es enthält außerdem im zweiten Teil eine Vision Marias. Die beiden Teile scheinen ursprünglich voneinander unabhängig gewesen zu sein. Verbunden werden sie durch die Figur der Maria, die am Ende des ersten Teils auftritt. Im zweiten Teil ist ihre Rolle deutlich ausgeprägter, so dass der Titel Evangelium der Maria streng genommen nur auf den zweiten Teil des Apokryphons passt. Maria besitzt danach ein besonderes Vertrauen zum Erlöser und kennt besondere Offenbarungen, die die Jünger nicht kennen, und sie teilt diese mit als Mittlerin und Verkündigerin der gnostischen Offenbarung und nimmt so eine Stellung oberhalb der Apostel ein.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelium_der_Maria

Das Maria Evangelium, Version 1.2) 

 

„Jesus sagte zu ihnen, ‚meine Frau’“, heißt es auf einem Papyrus, der jetzt in Rom vorgestellt wurde. Der Text aus dem 4. Jahrhundert könnte die Debatte um Frauen im frühen Christentum befördern. 

Papyrus-Fund

Von Berthold Seewald

Es klingt wie eine Erfindung von Dan Brown. Der amerikanischer Bestsellerautor hatte in seinem Weltbestseller "The Da Vinci Code" (dt.: "Sakrileg"; 2003) die populäre These verbreitet, Jesus habe Maria Magdalena geheiratet und mit ihr Kinder gezeugt, deren Linie sich bis in die Gegenwart erhalten habe. 
Am Dienstag stellte Karen King, Historikerin an der Harvard-University, auf einer Tagung in Rom ein Papyrus-Fragment vor, das diese Deutung untermauern könnte. Heißt es doch in dem Text: "Jesus sagte zu ihnen, ‚meine Frau’…"
Dabei soll es sich um keine Geringere als Maria Magdalena handeln. Die renommierte Religionswissenschaftlerin liest den 3,8 mal 7,6 Zentimeter großen Schnipsel als Dialog Jesu mit seinen Jüngern. Darin geht es um die Frage, ob Maria würdig sei, ein Jünger zu sein – was Jesus mit seiner Wendung bejaht. 
Ob sich daraus mehr entwickelte als eine religiöse Beziehung, wird damit nicht gesagt. In der Frage, ob Frauen in der katholischen Kirche das Priesteramt übernehmen können, dürfte der Fund indes für neuen Gesprächsstoff sorgen.  

Ein Zeugnis der Gnosis

Karen King liegt es fern, Dan Brown neue Munition zu liefern. Das Dokument belege nicht, dass Jesus verheiratet gewesen sei, doch gebe es Hinweise auf das Verhältnis der frühen Christen zu Familie, Sexualität und Heirat.  
Selbst das scheint reichlich hochgegriffen. Vor allem handelt es sich offenbar um ein Zeugnis der Gnosis, die aus der Perspektive der Amtskirche eine Häresie darstellte. Und deren Anhänger wurden blutig verfolgt.
Stimmt die Datierung von Karen King, stammt der Papyrus aus dem 4. Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die christliche Kirche als privilegierte Glaubensgemeinschaft im römischen Imperium nach dem Sieg des Kaisers Konstantin längst etabliert. Sie berief sich auf das Bekenntnis, das das erste Ökumenische Konzil von Nicäa 325 formuliert hatte. Darin war auch der Kanon des Neuen Testaments mit seinen vier Evangelien im Kern festgelegt worden.
Außerhalb der neuen imperialen Glaubensordnung standen die Gnostiker. Unter dieser Sammelbezeichnung attackierten Theologen seit dem 2. Jahrhundert Glaubensbrüder, die eigene Wege der Offenbarung gingen. Gemein war diesen Anhängern der Gnosis, dass das wahre Wissen um die Erlösung von der irdischen Schuld nur durch geheime Erkenntnis (Gnosis) zu erreichen sei.
Hinzu kam eine dualistische Weltsicht, die das Leben als ewigen Kampf zwischen Mächten der Finsternis und des Lichts interpretierte. Das sogenannte "Evangelium des Judas", das 2006 für weltweites Interesse sorgte, ist eine der vielen heiligen Schriften gnostischer Gruppen.

Abschrift eines griechischen Textes

Der Fund von Frau Karen King ist in Koptisch, also einer späten Form des Altägyptischen, gehalten. Gerade in den Oasen am Rande der Sahara werden immer wieder gnostische Schriftfunde – zumal in koptischer Sprache – gemacht. Der aktuelle Text soll indes einem privaten Sammler gehören, der den Kontakt zu Karen King suchte. Daher muss die Frage seiner Provenienz offen bleiben.
King und Anne Marie Luijendijk von der Universität Princeton sagten indes, der Text sei vermutlich eine Abschrift eines ursprünglich in Altgriechisch verfassten Evangeliums aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts, denn er weise Ähnlichkeiten mit anderen kürzlich entdeckten Evangelien auf.  
Dieser Ansatz hat einiges für sich. So soll auch das sogenannte Evangelium der Maria, das nur in einer koptischen Version erhalten ist, ursprünglich ein griechischer Text gewesen sein, der Mitte des 2. Jahrhunderts datiert wird. Allerdings ist nicht klar, wer mit Maria gemeint ist, Maria Magdalena, Jesu Mutter oder eine andere Frau.
Sicherlich als Maria Magdalena kann eine Figur des sogenannten Philippus-Evangeliums angesprochen werden. Auch dabei handelt es sich um eine gnostische Schrift, die wohl im 3. Jahrhundert entstand und die 1945 mit zahlreichen anderen Texten bei Nag Hamadi in Ägypten ans Licht kam.  
Darin heißt es unter anderem: "Die Gefährtin (des Erlösers) ist Maria Magdalena. Der (Erlöser liebte) sie mehr als (alle) Jünger und er küsste sie (oft) auf ihren (Mund)." Dieses Zeichen der Zuneigung muss aber nicht unbedingt erotisch gedeutet werden, sondern wird in der Regel als Übertragung der Lehrkompetenz gesehen.

Frauen bekamen ihre Chance

Das wiederum ist durchaus geeignet, die Position der Römischen Kirche im Streit um eine mögliche Frauenordination zu erschüttern. Überhaupt geht die gängige Überlieferung, Maria Magdalena habe ihren Lebensunterhalt als Prostituierte verdienen müssen, keineswegs auf die Bibel, sondern auf eine päpstliche Auslegung des fünften Jahrhunderts zurück.
Was also könnte der Papyrus-Fetzen von Karen King uns sagen: Dass es in den ersten Jahrhunderten deutlich mehr Spielarten des Christentums gegeben hat, als wir uns – geprägt von zwei Großkirchen – vorstellen können. Dass es wahrscheinlich mehr christliche Evangelien gegeben hat als die gut dreißig, die bislang bekannt sind. Und dass in vielen christlichen Gemeinden Frauen die Chance erhielten, aus überkommenen Rollenmustern auszubrechen.
In der paganen Gesellschaft der Antike galten Frauen als minderwertig, als allemal in der Lage, Kinder zu gebären, aufzuziehen und dem Mann zu dienen. Auch die Glaubensordnung des persischen Religionsstifters Mani, die sich im dritten Jahrhundert anschickte, mit dem Christentum um die Seelen der Menschen zu konkurrieren (und dabei fast den Sieg davon getragen hätte), hielt wenig von Emanzipation, predigte gar, dass sexuelle Enthaltsamkeit der erste Schritt zu Erlösung sei.
Gemeinden, die sich zur Gnosis hingezogen fühlten, sahen das offenbar anders. Allerdings gehörten auch sie nicht zu den Siegern der Weltgeschichte.

Das Evangelium der Maria Magdalena. Gelesener Text. 

https://youtu.be/5WfLzwX227Y 


 

 

 



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